Erfreue mich wieder mit deiner Hilfe und mach mich bereit, dir gerne zu
gehorchen. Psalm 51, 14
Liebe Leserinnen und Leser,
man kann den Dienst eines Kirchenchores nicht hoch genug einschätzen: Er gestaltet
das Gemeindeleben mit, hilft dabei, die Kirchenjahres-Zeiten und die christlichen
„Hochfeste“ zu verinnerlichen, erfreut uns mit seinem Gesang und ist nicht zuletzt ein
Stück Verkündigung.
Aber das ist nicht alles. Ich glaube ein wichtiger Dienst des Chores, der ChorleiterInnen
und der Verantwortlichen ist es, dass in unseren Chören sehr oft biblische Texte zu
Gehör gebracht werden. Die Form ist dabei zweitrangig, ob Klassik oder Pop, Gospel
oder Bach, flott oder getragen. Immer wird bei den Proben der (Bibel-) Text quasi
„durchgekaut“, denn manchmal muss man bestimmte Stellen immer und immer wieder
singen, bis sie „sitzen“. ChorleiterInnen lassen sich dafür immer wieder etwas Neues
einfallen, damit Text und Melodie zu einer harmonischen Einheit werden. Oft werden
die Texte erst einmal durchgesprochen, manchmal gibt es sogar eine theologische
Erläuterung… Wenn man auf diese Weise einen Text 30 oder 40 Mal „bearbeitet“ hat,
hat man ihn so verinnerlicht, dass man ihn kaum mehr vergisst. Genau so geht es mir
mit zwei Versen aus dem 51. Psalm, wo es in der Vertonung heißt:
„Schaffe in mir, Gott, ein reines Herze und gib mir einen neuen gewissen Geist.
Verwirrst mich nicht von deinem Angesicht und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir.“
Mir sind die Verse eingefallen, weil die Tageslosung die Fortsetzung dieses Liedtextes ist:
„Erfreue mich wieder mit deiner Hilfe und mit einem willigen Geist rüste mich aus.“(Luther).
Dass Gott uns erfreuen möge, das wünschen wir uns, und zwar in dieser Zeit besonders.
Ostern ist eigentlich prädestiniert dafür, uns zu erfreuen: Frühlingswetter, gutes Essen,
die ganze Familie ist da… Aber vieles davon ist in diesem Jahr nicht möglich. Fällt die
Osterfreude deshalb aus? Wir wollen ehrlich sein: Viele Dingen um das Fest herum wie
Eiersuchen mit den Kindern im Familienkreis, Grillen mir Freunden oder Essen in
froher Runde, fehlen uns schon. Aber vielleicht werden wir dadurch in diesem Jahr umso
deutlicher auf das „Eigentliche“ des Osterfestes hingewiesen, dass Gott uns nämlich
nicht nur dadurch erfreut, dass die Natur erwacht, sondern dass er uns Leben schenken
will, das über dieses Leben hinausgeht. Durch die Auferstehung Jesu haben wir diese
Hoffnung, durch sie macht uns Gott eine riesige Freude!
Der Bitte, dass Gott uns erfreuen möge, stimmen wir sicher nicht nur in Corona-Zeiten
gern zu. Ist es mit der zweiten Hälfte des Satzes ebenso leicht, in der um einen „willigen
Geist“ gebeten wird, und darum, dass Gott uns bereit machen möge, ihm gerne zu
„gehorchen“. Das ist schon weniger angenehm. Aber mir fällt da nochmal der Chor ein:
Den Anweisungen der Chorleiterin muss man Folge leisten, sonst kann es keinen
Wohlklang geben, keine Teamleistung. Christinnen und Christen aber dürfen und sollen
ein Team sein, und zwar eines unter dem frohmachenden Dirigat Gottes.
Seien Sie behütet und gesegnet!
Ihr Eckhard Dierig, Pfarrer